Zwischen den Jahren – tschüß, 2017

Zwischen den Jahren – tschüß, 2017

28. Dezember 2017 3 Von Arlette
Weihnachten ist vorbei, und die latent katerige, melancholische Stimmung, die mich zuverlässig jedes Jahr an den Tagen vor Silvester ereilt, ist pünktlich hier eingetroffen. Diesmal zeitgleich mit der Abreise meiner Mutter. Eigentlich wollte sie erst gar nicht kommen über die Weihnachtstage, das Auto ist nicht so zuverlässig, und die Finanzen am Jahresende angespannt. Meine hörbare Enttäuschung darüber war dann wohl Anlass genug, es sich anders zu überlegen. Aber hier ist es nie gut genug, für sie. Nicht ordentlich genug, zuviel Krimskrams überall, zuviel, was die Kinder herumliegen lassen, oder auch ich. Es wäre so schön, würde sie einfach annehmen können, dass es bei uns nicht ist, wie bei ihr. Oder so ehrlich sein, zu sagen, dass sie doch lieber in Ruhe und perfekter Ordnung allein bei sich bleiben mag. Dann würde ich sie zwar auch vermissen, unter dem Baum und an der Familientafel – ich hätte aber nicht dauernd das Gefühl, ihren Ansprüchen nicht genügen zu können. Und das wäre sicher entspannend.

Ich hoffe, wir kriegen das 2018 für alle Seiten zufriedenstellender hin.

 
 Weihnachtsnäherei, die hier bleibt: ein Bäumchen nach dem Tutorial von waseigenes. Bine hat eine tolle Sammlung an nähbaren Geschenkideen, von denen einige nicht nur zu Weihnachten passen. Ich hatte den Aufwand, je Bäumchen am Ende sechs Wendeöffnungen zu schließen, allerdings etwas unterschätzt. Aber sie sehen zu hübsch aus und jeder, der eines bekam, hat sich aufrichtig darüber gefreut. Ich inklusive. 
Dem Mann ist auch eine totale Katastrophe widerfahren: sein Weihnachtsessen ging in die Grütze. Die Entenkeulen waren eher zäh, und die Kartoffeln zeichneten sich durch eine mehlige Konsistenz und den Geschmack nach garnix aus.
War also insgesamt durchwachsen, der Heiligabend. Schön war, dass ich meine Vorbehalte gegen jede Art kirchlicher Veranstaltung weit genug herunterschrauben konnte, um mit den Kindern zum Krippenspiel in die Dorfkirche zu gehen. Es hat der Bande sehr gefallen, und mir tatsächlich auch. Der Lieserich ist zwischendrin zwar vor Erschöpfung kurz eingenickt, aber keiner hat gemeckert, dass es zu lange dauert, langweilig wäre, oder die Weihnachtslieder doof. Zumindest keines meiner Kinder. Wieso mir beim abschließenden “Vaterunser” die Tränen kamen, finde ich vielleicht noch heraus.

Unser Weihnachtsbaum. Oben bei Tag, unten am späten Nachmittag, kurz vor dem entzünden der echten Kerzen. Echte Kerzen muß ich haben, damit wirklich Weihnachten ist. Aber erst ab einer Höhe, die die drei jüngsten Kinder nicht erreichen ohne Hilfsmittel. Die Liese weiß schon, dass mit offenem Feuer nicht zu spaßen ist. Seit ein paar Wochen geht sie zur freiwilligen Feuerwehr und referiert eifrig über Brandklassen und wie diese zu löschen sind. Geschmückt haben die Kinder quasi allein.
Ich durfte als Kind nie mitmachen beim schmücken und fand das total bescheuert, deshalb machen wir es anders. Einen perfekt und meinen Vorstellungen entsprechenden Baum kann ich später immernoch haben. Er sähe ohnehin nicht wesentlich anders aus, ich mag klassische Weihnachtsfarben und kleine Holzfigürchen.

 Jetzt haben wir es also ‘geschafft’, für dieses Jahr. Die Bande ist im Ferienmodus und ich erfreue mich sehr daran, ihr dabei zuzusehen. Sie sind komplett entspannt, die Pippi hat gestern nicht einmal den Schlafanzug ausgezogen. Sie spielen mit ihren Geschenken und miteinander, die Große liest, sie hören CDs, gucken hin und wieder einen Film, wollen vorgelesen bekommen und leben einfach in den Tag hinein. Mich entschleunigt ungemein, mich auf ihr Tempo einzulassen und einfach mal nichts zu müssen. Das tut mir gut, gerade nach diesem Jahr. Das war kein besonders gutes, nicht im Großen, und auch nicht wirklich im Kleinen. Es gibt Tage, da kann ich weder Zeitung lesen, noch Nachrichten hören oder sehen, weil ich verzweifeln könnte am Zustand der Welt, und mich frage, warum in aller Welt ich noch Kinder in ebendiese gesetzt habe. Es gibt Tage, da bin ich ungeduldig, unzufrieden, maulig mit allem und jedem, ein richtiges Meckermonster und abends fühle ich mich dann leer, unzulänglich und so, als würde ich die Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt, einfach nicht gepackt bekommen.Von diesen Tagen hatte ich 2017 ganz schön viele, das wünsche ich mir für das kommende Jahr anders. Besonders im Großen, aber auch im Kleinen. Hier waren meine besonderen Höhepunkte immerhin drei: ich habe mein Medikament abgesetzt, und es geht mir ‘ohne’ ganz okay. Jedenfalls nicht schlechter, als mit. Für jetzt ist es richtig so, mal sehen, wie lange. Ich habe ein Seligkonzert besucht, das erste nach acht Jahren, das erste in Berlin, und es war groß-art-ig. Einfach toll. Seligmachend. Ich liebeliebeliebe diese Band und ihre Musik, und ich werde noch lange was davon haben, dortgewesen zu sein. 

Berlin, Huxely’s, 26.11.2017. Was für ein großartiges Konzert. Ich war vorher schon erkältet, hinterher hatte ich dann gar keine Stimme mehr. Egal. Es war einfach weltklasse, hab ich schon gesagt?

Und, mein dritter Leuchtturm dieses Jahr, und einer, der das ganze Jahr immer da war: mein erster Quiltalong, das Projekt von 6Köpfe12Blöcke. So lange schon wollte ich Patchworknähen ausprobieren, aber irgendwie fehlte mir immer der letzte Anstoß. Bis ich bei greenfietsen zufällig über diesen QAL stolperte, und dachte, “das isses, da mach ich jetzt einfach mit”. Nun ist das Jahr fast Geschichte, in der Facebookgruppe und bei Instagram gibt es schon jede Menge unfassbar tolle Quilts zu sehen, und ich hänge noch ein bißchen hinterher, bin aber guter Dinge: das, was hier noch sehr rudimentär zu sehen ist, wird mein erster Quilt. Und den zweiten, das 2018er Projekt der 6K12B nähe ich auch mit. Ich bin infiziert, definitiv, und freu mich jedes Mal darüber, wenn ich meine “Stoffschnipsel”kiste zur Hand nehme und mein “Stoffpuzzle” auf Tisch und Boden ausbreite, um weiterzumachen.
Eines der vielen Dinge, die beim Patchworken wirklich toll sind: während ich das mache, kann ich unmöglich über irgendwas anderes nachdenken.Ich muß mich sehr konzentrieren, um exakt zuzuschneiden, richtig zusammenzunähen, Ecken zu treffen. Da ist kein Platz für fruchtlose Grübeleien über Sorgen und Ängste. Sehr entlastend. 
So, und bevor das Jahr nun ganz zu Ende ist, näh ich mal eben weiter an meinem Top. Damit wenigstens das noch fertig wird, dieses Jahr. 
Für das kommende Jahr wünsche ich mir Gesundheit, Frieden, einen großen Sack Geduld, mehr Licht, als Schatten und mehr von der Fähigkeit, das Schöne zu sehen und nicht immer nur die Schwierigkeiten. 
Euch allen einen “guten Beschluß”, wie man in meiner fränkischen Heimat so schön sagt, und einen glücklichen Start in ein schönes neues Jahr 2018.