Unterwegs…

Unterwegs…

16. April 2018 4 Von Arlette

um zu vergessen
Nicht mehr vermissen müssen
Was hinter mir liegt
Erleuchtet den Weg
Bis die Welt sich leise aus der Zeit rausdreht

Bin verschwunden zu verschwinden
Mich im Nirgendwo zu finden
Dem Regen entgegen
Änder die Richtung, wechsel die Stadt
Finde dort, was ich hier nicht gefunden hab
Vielleicht ja schon morgen
 © Selig/KashmirKarma

Ich war zuhause. 
Also, dort wo ich mich zuhause fühle, auch wenn ich es faktisch leider schon seit Ende 2009 nicht mehr bin. Und finde dort immer, was mir hier so fehlt: das Gefühl, örtlich angekommen zu sein. Und im Zweifel auch den Regen, es hat quasi das ganze Wochenende durchgeschüttet 🙂

48 Stunden ganz für mich alleine, ohne Kinder, ohne Mann, ohne Verpflichtung. Das hatte ich zwar zuletzt erst im Dezember, aber es ist etwas völlig anderes, ob ich in Berlin alleine bin und die Sippe ist unterwegs, oder ob ich alleine nach Hamburg und Sankt Peter Ording fahren kann.
Krönung: Rike hat es geschafft, mir eine Karte für das längstens ausverkaufte Spiel meines innig geliebten FC Sankt Pauli gegen Union Berlin zu organisieren. Auch hier nochmal 1000 Dank, es war mir ein Fest. Also, wenn wir mal vom Ergebnis absehen.Ich bin jetzt schon so lange Fan des FC Sankt Pauli, und damit Kummer gewohnt. Aber es tut nochmal extra weh, wenn das Spiel ausgerechnet gegen die Köpenicker verloren geht, manno.

 Kurz vor dem Anpfiff war die Welt noch in Ordnung. Das Millerntor ist groß geworden seit meinem letzten Besuch, sprichwörtlich. Statt irgendwas bei 22.000 + x Menschen zu fassen, passen jetzt über 29.000 rein. Bißchen groß für die dritte Liga, also strengt euch verdammt nochmal an. 

 Nach dem Spiel dann hätte auch das dritte Bier nicht mehr getaugt, sich die zweite Halbzeit dieses Kicks schönzutrinken. Heiliger Strohsack. Trotzdem: Fußball im Stadion macht Laune. Das mag ich wieder öfter haben.

Noch ein Grund, meinen Verein so zu mögen: eine Faninitiative für Menschen, die an Depressionen erkrankt sind. Das ist hier ja leider auch Dauerthema, und ich mag den Gedanken sehr, dass es innerhalb des FC Sankt Pauli Menschen gibt, die eine solche Initiative gegründet haben und sich umeinander kümmern.
Nach dem Spiel habe ich beschlossen, das Hamburger Wetter zu genießen und einen Spaziergang durch meine alte Gegend runter zum Hafen zu machen.
In diesem Haus hatte ich meine allererste eigene Wohnung. Im Dezember 1996 bin ich hier eingezogen, und ich war megastolz, ganz alleine zu wohnen. Damals stand gegenüber noch die Astrabrauerei. Lange her.
 Landungsbrückenromantik. Ich mag das, bei absolut jedem Wetter, und ich fahre total gerne Barkasse. Das habe ich mir am Samstag aber geklemmt, und stattdessen die HVV-Fähre 62 nach Finkenwerder genommen. 
 Hach. Dieses Panorama macht mir das Herz jedesmal ganz weit auf. Ich liebe es, am Hafen herumzulaufen, oder zu sitzen, und auf die Docks zu gucken. Bei Nacht nicht minder schön. 
 Es war ein bißchen schwierig, bei dem Dauerregen halbwegs erkennbare Bilder zu machen. Aber auch das macht Hamburg für mich aus, und hier stört mich so ein Wetter gar nicht so sehr, wie anderswo. 
 Das älteste funktionstüchtige Feuerwehrschiff der Welt. Baujahr 1888. Liegt im Museumshafen Övelgönne, und nächstes Mal steige ich hier auch wieder aus. 

Am Sonntag dann noch ein Abstecher zu meinem anderen Herzensort. Von Hamburg aus ist es echt nicht mehr weit nach Sankt Peter Ording, und ich erinnere mich an viele Gelegenheiten, zu denen wir früher am Sonntagvormittag einfach losgefahren sind und den Tag am Strand verbracht haben, unabhängig vom Wetter. Das fehlt mir, auch bei Dauerregen. 

Hier komme ich immer zur Ruhe, immer. Ganz egal, wie konfus und unübersichtlich die Umstände sind, und wie wenig ich durchblicke, hier kann ich luftholen, und runterkommen.
Die schönsten Klohäuschen der Welt *gg*. Es waren nicht sonderlich viele Menschen unterwegs am Sonntag, das kam mir sehr entgegen. Ich hatte echt vergessen, wie gerne ich alleine bin. Und wie wichtig das für mich ist, hin und wieder, um nicht durchzudrehen. 

So ein Wochenende ist kurz. Aber es hat sich gelohnt, jeder einzelne Kilometer, und jeder Regentropfen. Und diesmal ist mir der Abschied auch nicht ganz so schwer gefallen, übernächstes Wochenende bin ich mit den Kindern wieder in Hamburg. SPO ist wohl erst im Sommer wieder dran, aber so, wie die Zeit rennt, ist das auch gleich wieder soweit. 
Genäht wird hier übrigens auch noch. Dazu ein andermal mehr. 
Euch allen eine schöne Woche. Das Wetter soll ja ganz nett werden 😉