Nach Tagen wie diesen – RUMS # 16/16

21. April 2016 9 Von Arlette
… ist mir eigentlich nach Schnaps, Zigaretten und einer durchgefeierten Nacht auf Sankt Pauli, mit Kickerspielen in zweifelhaften Kaschemmen, lauter Musik mit schrammeligen Gitarren und Bass und Schlagzeug und einem Sonnenaufgang über dem Hafen, gerne von der Elbtreppe beim Golden Pudel aus betrachtet. Auf dem Heimweg noch eben einen Kaffee bei Mother’s Finest und eine Schachtel Kippen bei der Esso mitnehmen, und nach dem aufwachen verkatert feststellen, dass man langsam zu alt wird für diese Späße. Das wäre genau meins heute. Kommt jemand mit?
Ein Shirt hab ich schon. Ein schlichtes basicteil, perfekt für über abgehalfterte Lieblingsjeans, die über dem Knie schon so dünn sind, dass der verbliebene Stoff weiß ist, und ganz weich. Ein paar Vans dazu, meine alte Lederjacke, und gut.
 Den Schnitt hab ich ganz am Anfang meiner Nähsucht mal abgemalt aus der Ottobre, er heißt “every day scoop” und ist ein tolles Raglanshirt. Ich hatte ich glaube Ende 2012 mal angefangen, eines zu nähen, irgendwas ging schief und dann habe ich lange nicht mehr an den Schnitt gedacht. Bis er irgendwann bei der Muddi und auch Frau Regenbogenbuntes auftauchte. Und mir sofort wieder Bombe gut gefiel.
 
 Und ich mag das Ergebnis auch an mir, trotz Falten an den Ärmeln *gg*, und trotz der Tatsache, dass Raglan meinem Ringerkreuz oft nicht so entgegenkommt. In Uni geht das gut. Der tolle blaugraue Jersey ist von den Selbermachern gewesen, und mit ein bißchen Gestückel an einem Arm bin ich auch mit dem vorhandenen Meter gut hingekommen. 
 
 Ich hab den Schnitt ein bißchen verlängert und dafür den Saum nur umgenäht. Die Variante mit Saumbund probier ich auch noch. Und den Ärmel muß ich verlängern, warum nur überrascht mich das nicht? (und wieso zum Henker habe ich nicht vorher daran gedacht??). 
 
 
Sehr gut gefällt mir der Ausschnitt, den leicht tiefsitzenden Rundhals mag ich total gern.
Und auch die Rückansicht gefällt mir sehr. Es wird gesichert noch mehr “every day scoop”s geben, ich brauch ja was anzuziehen für alle Gelegenheiten, nicht nur (aber hoffentlich auch bald mal) zum ausgehen. 
Wo war ich? Ach ja, Hamburg, Kiez, jung sein, Nächte durchfeiern.
Nunja. Lange her. Durchwachte Nächte haben hier schon länger mit kleinen Kindern zu tun, und im Normalfall find ich das auch prima so, ich hab meine Kinder spät bekommen und hatte reichlich Gelegenheit, das mit den durchgefeierten Nächten zu praktizieren. Vorher. 
Wenn sich allerdings ein Alltagsärgernis an das nächste reiht, und über allem unser weiterhin nicht abschließend gelöstes Wohnungsproblem schwebt, dann wünsch ich mir doch ab und zu nochmal die Sorglosigkeit zurück, die ich um die Jahrtausendwende und in den frühen Nullerjahren noch manchmal hatte.
Herrje, heute ist es aber wirklich doll mit der Sentimentalität. Ich glaub, ich hör ein bißchen Rage against the Machine, spiele Luftgitarre und hol mir einen steifen Hals beim Moshen. Dann hat sich auch das mit der Wehmut gleich wieder erledigt. 
Zum Trost geh ich eine Runde RUMS gucken und hol mir Ideen für das, was ich in durchwachten Nächten an der Nähmaschine so machen könnte. Statt grübeln. 
Lasst es euch gut gehen.