Freundschaft – {Short Stories #2}
Ich bin ein Internetidiot. Also, klar, ich blogge, ich kann mein Mailprogramm bedienen und online shoppen und banken, ich hab ein Facebookprofil und verdiene sogar einen Teil meines Geldes im Netz. Aber kein Smartphone, kein WhatsApp, keinen Feedreader, keinkeinkein.
Will ich auch nicht. Ich kenne mich, ich würde vermutlich auch so eine, die dauerndzu das Smarphone in der Hand hätte und gucken müßte, was andere grade machen. Und dabei mein eigenes Leben verpasse. Das will ich nicht, also lebe ich, technisch gesehen, vermutlich in der Frühindustrialisierung. Macht aber nichts.
Eine Begleiterscheinung ist, dass ich virtuell nicht so sonderlich viel mitbekomme, im Bloggerland nicht (es sei denn, da RUMSt es) und im Gesichterbuch erst recht nicht. Ich bin dann gefühlt gern mal eine von denen, die noch Streifenstoffe kauft, wenn alle Welt schon bei ZickZack ist. Old-fashioned halt.
Auch das stört mich in aller Regel nicht.
Aber wenn ich diese Aktion verpasst hätte, hätte ich mich doch geärgert.
Da ich die Blogs diverser Damen jedoch recht regelmäßig lese, hab ich unter anderem schon bei Luci, Muddi, Susi, und Nina die Kurzgeschichten zum Thema Freundschaft gelesen. Und das Thema seitdem im Kopf. Erst wollt ich nichts dazu schreiben, aber es lässt mich dann doch irgendwie nicht los. Weil es so wichtig ist, und weil ich ohne Freunde einfach nicht leben könnte. Und weil dieses Thema für mich mit vielen schmerzlichen Erfahrungen und Erinnerungen verknüpft ist, mit Scham über mein eigenes Fehlverhalten, aber auch mit tiefempfundenem Glück, Dankbarkeit, Innigkeit, mit Freude, mit Gelächter, mit blindem Vertrauen. Mit Wut, mit Hass, mit Enttäuschung, mit Mißtrauen und grenzenloser Traurigkeit. Mit der ganzen Palette Gefühle, derer ich fähig bin.
In meiner Kindheit und Jugend war ich retrospektiv gesehen eher einsam, jedenfalls hatte ich weder sonderlich viele Freunde, noch gar eine “Clique”. Als Einzel-, Trennungs- und Schlüsselkind bin ich in den frühen 80er Jahren auf die einzige Ganztagsschule meiner Geburtsstadt gegangen. Die lag am anderen Ende der Stadt, während alle Nachbarskinder in unserem Stadtteil eingeschult wurden. Und auch nachmittags zusammen spielten, während ich erst am frühen Abend wieder nach Hause kam. Auf dem Gymnasium war ich dann bis zur Oberstufe und einem Stadtwechsel auch immer eine von denen, die nicht cool genug waren, um Freunde zu haben. Ich hatte eine beste Freundin, die mir, als wir gerade 13 waren, die Freundschaft aufgekündigt hat. Ich habe bis heute keinen Schimmer, warum. Eine andere Freundin aus dieser Zeit habe ich inzwischen seit fast 15 Jahren nicht mehr gesehen, wir telefonieren aber ungefähr zwei Mal im Jahr und da ist gefühlt immernoch eine große Nähe. Schön finde ich das.
Die letzten vier Jahre bis zum Abitur habe ich dann in einer anderen Stadt, auf einer anderen Schule verbracht und das waren die einzigen, in denen ich einen Freundeskreis hatte. Glückliche Tage. Leider ist mir aus dieser Zeit niemand geblieben, aber ein Sack voller schöner Erinnerungen.
Die letzten vier Jahre bis zum Abitur habe ich dann in einer anderen Stadt, auf einer anderen Schule verbracht und das waren die einzigen, in denen ich einen Freundeskreis hatte. Glückliche Tage. Leider ist mir aus dieser Zeit niemand geblieben, aber ein Sack voller schöner Erinnerungen.
Nach dem Abitur bin ich erst in den Süden des Landes gezogen, und dann sehr schnell in den Norden, nach Hamburg, meine Herzensheimat. Über 13 Jahre habe ich dort gelebt, und Freundschaften gefunden, wieder verloren, und einige ganz wenige behalten, bis heute. Jetzt lebe ich in Berlin, und hier habe ich niemanden, den ich als Freund in dem Sinn, den dieser Begriff für mich hat, bezeichnen würde.
Das ist aber nicht so schlimm. Meine Freunde sind mir räumlich fern, dafür seelisch nah. Das ist mir wichtiger, als andersrum.
Ich bin selbst nicht immer ein sehr präsenter Freund, räumlich nicht, aber auch via Mail und Telefon nicht. Vermutlich nichtmal meistens, dafür hänge ich zu oft zu sehr in eigenen Gemengelagen fest, bin mit meinem eigenen Kosmos so beschäftigt, dass mir der Blick für das außenraum verloren geht. Dann trage ich die, die mir am Herzen sind aber trotzdem in Gedanken.
Ich war auch nicht immer ein guter Freund. Den “Klassiker”, einer Freundin den Freund ausspannen, habe ich zwar nicht gebracht. Aber zu einer engen Freundin den Kontakt abbrechen, weil mein damaliger Partner (ein echter Vollidiot, aber das ist ein anderes Thema) der Meinung war, ich bräuchte am besten gar keine Freunde, das hab ich gemacht. Und da war ich lange über das Teenageralter, in dem solche Dinge verzeihlich sein mögen, hinaus. Die Freundin hat mir trotzdem verziehen. Hat sie zumindest gesagt, fast sieben Jahre lang. Heute mag sie – angeblich aufgrund dieser Sache – doch nicht mehr mit mir befreundet sein. Das tut immernoch weh, und ist meine jüngste Enttäuschung in Sachen “Freundschaft”.
Ich bin also vorsichtig geworden, mit dem Begriff, und mit der Auswahl derer, die ich meine Herzensfreunde nenne. Es sind mehr als eine Handvoll, und weniger als zwei volle Hände. Für diese Damen würde ich mitten in der Nacht ans andere Ende der Welt fahren, steckten sie in Schwierigkeiten. Für diese Damen lege ich mein Handy, vollgeladen und mit lautem Klingelton neben mein Bett, wenn ich weiß, etwas wichtiges steht an. Mit einem Teil dieser Damen fahre ich im Mai wieder nach Sankt Peter Ording, eine der Damen hat mich letzte Woche zur stolzen Patentante gemacht, eine andere hat gar keine Kinder und auch sonst nicht mehr viel mit meinem Leben, wie es jetzt ist, zu tun. Sie ist die Patin meiner älteren Tochter und unsere Freundschaft wird bald volljährig, hat vieles erlebt und ausgehalten und besteht trotz unterschiedlicher Lebenswege und inzwischen auch großer räumlicher Entfernung fort. Jede einzelne dieser Damen nenne ich meine Freundin. Und für jede einzelne dieser Freundschaften bin ich wahnsinnig dankbar. Diese Freundschaften begleiten mich hoffentlich für den Rest meines Lebens.
Kurz gefasst, lässt sich das, was Freundschaft für mich ist, allerdings auch mit zwei Zitaten sagen
“Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann”
” Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist, selbst einer zu sein”
(Ralph Waldo Emerson)
Danke, Mädels.
Liebe Paula, das hast du sehr ehrlich und offen geschrieben. Die Mädels, von denen du schreibst, können sich glücklich schätzen, dich als Freundin zu haben. Denn eine echte Freundin zählt viel mehr, als die Schar derer, die sich Freundin nennen und schlussendlich dann doch keine ist, wenn was dazwischen kommt! VLg Julia
Ich glaube, ich muss nicht viel sagen, Paula, oder? Kann ich auch gar nicht, ich muss erst die Tränen runterschlucken. Ich bin so unendlich glücklich, dass wir uns begegnet sind! Ich drück Dich ganz fest!
Lilo
*heul*
*Paula knutscht*
Mehr kann ich grade nicht sagen, aber ich hab ja auch Hormone.
Hab dich lieb <3!
Danke selber <3. Hab dich lieb. Und bin froh, deine Freundin zu sein.
Ohhh Du hast sooo Recht! und Du hast richtiges Glück!
Denn Freunde über Kilometer kann man näher sein als Bekannten aus der Stadt!
ich drücke Dich!
Liebe Grüße Tina
Toll geschrieben,liebe Paula!!! Und so Vieles hätte ich auch schreiben können,Vieles war bei mir Ähnlich….
Toll,dass du nun aber deine Handvoll gefunden hast!! Liebste Grüße Tanja..auch vollkommen vorsinntfluchtich ;)hihi!! macht nix!!
Nun hat Blogger wohl meinen Kommentar gefressen, also auf ein Neues. Aber gut, so seh ich wenigstens was, ohne Tränen in den Augen. ;o)
Paula, egal wie tief Dein Loch bisher war, ich hatte NIE das Gefühl, dass Du nicht da gewesen wärst. Vielleicht warst Du nicht so gesprächig oder auch mal sehr garstig, aber Du warst immer DA. Und dafür hab ich Dich sehr lieb!
Ist schon Mai???
Liebe Grüße
Sarah
Liebste Paula, deine short story ist schön geschrieben und ich kann's nur bestätigen: Entfernung ist nicht wichtig! Freundschaft hält viel aus! …und auch wenn man ganz weit voneinander entfernt lebt, kann man sich ganz nah fühlen…
Ganz liebe Grüße
Sandra
*heul*danke für deine Freundschaft und danke , dass du so bist wie du bist.
Und ich werd dich dieses Jahr irgndwie zu Gesicht bekommen!
Ich hab dich lieb.
Ich war ganz gerührt über so einen sehr persönlichen Post und finde mich darin wieder…Entfernung ist nicht wichtig für wirkliche Freundschaft! Wichtig ist emotionale Nähe und Verständnis füreinander!
Ich habe noch etwas für Dich …guck mal in meinem Blog…ich habe Dich für einen Award nominiert der Dir helfen kann Deinen Blog noch etwas bekannter zu machen…ich würd mich freuen wenn du Lust hast mitzumachen 😉 Lg Nadine