Ein Kummerschlucker für die große Liese

26. Juni 2015 7 Von Arlette
ENDLICH!
Thank god it’s friday. Hurra. Schon lange hat sich eine Woche nicht mehr so gezogen, wie diese. Was nicht nur am Wetter und der damit verbundenen Zwangsstubenhockerei lag. 
Meine älteste Tochter ist weg. Auf Kitaabschlußfahrt. Das ist hier so Sitte, die Vorschüler fahren zum Ende des Kindergartenjahres von Montag bis Freitag weg. “DasmachenwirschonimmersoFrauPaula,auchwennsiedasimWestennichtkennenundvielleichtauchnichtgutfinden,lassen SieihreTochtermitfahren”. Na toll. Spart euch die Blume, durch die ihr mir mitteilt dass ich eine Klammerglucke bin, die nicht loslassen kann, doch gleich. ICH find 5 halt früh, um vier Nächte mit der Kindergartengruppe wegzufahren. Und als die große Liese mit näherrückendem Abreisedatum Angst vor der eigenen Courage bekam, hätte ich am liebsten alles abgesagt und das Kind zuhause behalten. Hallo? Die ist doch eben erst zur Welt gekommen, von Montagfrüh bis Freitagnachmittag so ganz ohne Eltern und Geschwister, das geht doch nicht? Damit wir uns richtig verstehen, die große Liese darf jederzeit gern bei Freunden schlafen. Ich würd es auch toll finden, wäre meine Mama näher dran und könnte sie da mal ein paar Tage verbringen. Ist halt nicht, schlanke 600km sind mir ein bißchen viel, um das Kind da bei auftretendem Heimweh einzusammeln. Heimweh aushalten lassen geht aber auch nicht, das ist so mit das fieseste Gefühl, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann. Das mag ich meinen Kindern nicht ohne Not zumuten. Also, der langen Rede kurzer Sinn: wir hängen momentan meistens zusammen, als Familie, oder zumindest die Kinderbande und ich, der Mann bekommt ja leider nur zu unattraktiven Jahreszeiten Urlaub. Ich hab meiner Tochter dann aber doch lieber Mut gemacht, und ihr erzählt, WIE toll es bestimmt wird, und wieviel Spaß sie haben werden, und wie schnell 4 Tage vorbei sind. Ich weiß nicht, ob sie mir das abgenommen hat. Sie hat nicht so glücklich geguckt. Und da ist mir am Sonntag das Buch hier wieder eingefallen, was ich, nachdem die Muddi vor einiger Zeit mal was daraus genäht und gebloggt hatte, gleich haben mußte, mit eben dem Hintergedanken an diese Abschlußfahrt. Ähm ja. Ist erst ein knappes halbes Jar her, wo ist das nur hin?

Jedenfalls – ein Kummerschlucker mußte her, und es wurde das Modell “Nemo”, gut gegen Heimweh. Ich hab den Gesellen ein bißchen abgewandelt, erstens hab ich keine schwarzen Knöpfe gehabt (die sollten laut Vorlage die Augen werden) und zweitens auch weder grauen Sweat, noch grau-orange-geringelten Jersey. Dafür aber weltliebsten Ringeljersey von Kekero, hier in blau-rot. Und so sieht der Liesennemo aus, verziert mit nähgemalten Heuleaugen und roter Reißverschlußschmolleschnute:

“Mama, wieso guckt der denn so ningelig?”
“Weil er deinen ganzen Kummer frisst. Besser, er guckt so, als du.”
Der Kindsvater und ich haben ihr noch einen Zettel in den Kummernemo gesteckt, und am Montagmorgen um halb neun war sie, mit ihrem “Ringelkummer” in der Hand, weg. 
Was soll ich sagen? Das Kind amüsiert sich Bombe, wie Fotos beweisen, und den Kummerschlucker hätte ich mir mal besser selber genäht. Für mich war das nämlich echt nichts, eins von meinen Küken so lange weg von zuhaus. Aber jetzt, heute, kommen sie wieder, und ich freu mich wie verrückt. Ist schon drei Uhr?
Die Pippi durfte bei all dem Trubel natürlich auch nicht leer ausgehen, und hat sich neue Buxen gewünscht. Kein schlechter Plan, alle, die sie sonst so hat, haben ein bis mehrere Löcher und/oder werden gerade zu kurz.. Da wir ja noch an den Sommer glauben, sollte als erstes eine Sommerhose her. Voilà: 

 Das Kind hat eine kreative Art, sein Gesicht zu verstecken *gg*. Der Schnitt ist ein Freebook von klimperklein, allerdings in 110/116, deshalb ein wenig länger, als ursprünglich gedacht. Die Pippi hat es gern ein wenig legerer, um nicht zu sagen, schlunzig. Der Jeansstoff ist ganz leicht, weich und ein bißchen dehnbar. Dann noch Anker drauf, und Kind wie Mama sind glücklich *gg*. Jeansstoff wieder von Kekero, Regenbogenbündchen vom Stoffloft,  Shirt ein Erbstück von Muddis Jungs, und sehr geliebt. Die Ärmel werden langsam kurz, interessieren Madame gar nicht, das hier ist ihr Lieblingsshirt, und im Sommer müssen Ärmel auch nicht lang sein, is’ klar, oder?
Die Hose findet sie jedenfalls auch Weltklasse, und ist nun eifrig mit der Stoffauswahl für noch mehr sommerliche Buxen und auch Leggins beschäftigt.
Wir freuen uns alle wie Bolle, wenn die Liese wieder da ist. Auch wenn sie und ich momentan nicht immer eine gute Zeit miteinander haben, und ich vor dieser Reise den Gedanken, ein wenig Pause von meiner Ältesten zu bekommen, durchaus reizvoll fand – so richtig doll fanden wir zuhausegebliebenen das nicht. Wenn das nächste Kind auf große Fahrt geht, bekommen alle, die nicht mitfahren, Kummerschlucker. Das erscheint mir deutlich sinniger.
Ein wunderschönes Wochenende wünsche ich.