Ein Anker gegen Heimweh – RUMS # 20/2016

19. Mai 2016 13 Von Arlette
Ich hab Heimweh, so richtig doll. Blöd ist das, weil es sich ein bißchen anfühlt wie ein fieser Liebeskummer und eigentlich nicht das Gefühl ist, was ich nach so einem extratollen Tag zurückbehalten mag. 
Das hat mir meine Tante ins Poesiealbum geschrieben, als ich ungefähr neun war. Ich hab schon immer einen (leichten) Hang zur Melancholie, und so begleitet mich dieses Zitat schon eine Weile und ist mein Mantra, wenn es mir nicht gelingen mag, den Moment zu genießen, weil ich gedanklich schon wieder eins weiter bin und Kummer hab, dass etwas schönes vorbei geht.
Klappt auch oft ganz gut, dieses Mal gar nicht. Mir ist zum heulen, seit Tagen schon, und ich nerv mich selber, weil ich die Kurve nicht kriege und lamentiere. Wovon genau gar nichts besser oder auch nur anders wird. Also hab ichs anders versucht und mir was genäht. Nähen ist ja wie zaubern können, und ich hab mir eine Tasche gegen das Heimweh gezaubert, vielleicht hilfts. 
Benutzt habe ich ein freebook von den Selbermachern. Miss Seventies passt gut zu mir, nicht nur, weil ich selber ein Kind der 70er bin. Ich mag die Form, die Größe und die Tatsache, dass dieser Büdel so schön schnell genäht ist. 
 Schummerschummer in der Küche… aber früher war ich mal wieder nicht fertig, und dann wollte ich gleich bloggen, Alternative wäre nämlich gewesen, nie zu bloggen. Und dafür find ich den Büdel dann einfach zu hübsch, auch wenn ihm die Fotos nicht gerecht werden. Werden meine Bilder den fotografierten Objekten irgendwie eh nie. 
 Mein sorgsam gehütetet Kombistoff zum Käpt’n Grete Canvas, auch von den Selbermachern. Ich war, wen wundert es, schockverliebt in diese Stoffserie und habe diese Anker nun fast ein Jahr gestreichelt. Die roten Vichys kommen auch von den AfS, eine echte Hamburgtasche also. Ich liebe sie jetzt schon. 
 Nochmal in Gänze, aufgehängt an der Dunstabzugshaube. Vielleicht mach ich doch mal einen Fotokurs.
 …und einmal flachgelegt. Dieser Taschenschnitt ist echt klasse, schnell genäht, tolle Form, und durch die Einfassung macht der Büdel eben doch ein bißchen mehr her. Damit ist auch klar, was die Erzieherinnen, die sich täglich mit der Pippi abmühen, bekommen, wenn die Dame im Sommer in die Vorschule wechselt. Eigentlich würde ich ihnen gern einen Orden verleihen, säh aber bestimmt eher seltsam aus. Verdient hätten sie ihn allemal, mein Feuerkopf ist mindestens eine Herausforderung…

 
Innenleben: auch rotes Vichykaro, und, wichtig für mich, ein Karabinerhaken für mein Geschlüssel. Ich will gar nicht wissen, wieviel Lebenszeit  ich schon damit vergeudet habe, auf Supermarktparkplätzen und in Parkhäusern irgendwelche Schlüssel zu suchen. 
So, mit meinem neuen Alltagsbegleiter kann ich auch mal wieder beim RUMS vorbeigucken. Eine Runde schmökern auf anderen Blogs, Ideen sammeln und an schönen Dingen freuen, lenkt zumindest auch vom Heimweh ab. Das mach ich dann nachher.