Der letzte RUMS, der erste Beitrag im neuen Zuhause

Der letzte RUMS, der erste Beitrag im neuen Zuhause

24. Mai 2018 7 Von Arlette

Okay, here we go.

Mal sehen, wie schnell ich mich hier zurechtfinde, und wie schnell es hier so aussieht, wie ich das gerne haben mag. Aber zum (vorläufig?) letzten RUMS nehme ich auch die Baustellenversion, da mag ich nämlich unbedingt dabeisein. Also habe ich mir meine erste Frau Vinni nach einem wiedermal auf Anhieb passenden Schnitt von Fritz/Schnittreif genäht, in lieblingsanthrazitmelange. Aus einer gut abgelagerten Webware unbekannter Zusammensetzung, die ich mal bei Alles-fuer-Selbermacher gekauft hatte und die eigentlich was ganz anderes werden sollte. Mag ich.

Unglaublich, dass es schon mehr als fünf Jahre her ist, dass Sarah im Nähdelskreis herumgefragt hat, wie wir denn die Idee fänden, eine wöchentliche Linkparty zu haben, in der nicht nur komplette Outfits zulässig wären, sondern auch Kleinigkeiten, die noch dazu gar nicht unbedingt genäht sein müssten. Einzige Prämisse: für uns selbst sollte es sein, und niemanden sonst. RUnd UMS Weib. Ich war Feuer und Flamme, damals, Ende Dezember 2012, und habe es geschafft, auf dem neu entstandenen Blog die erste Followerin zu werden. Das superschöne Logo hat der Mann der sehr geschätzten Luci gemacht, und ich habe mich auch nach fünfeinhalb Jahren nicht sattgesehen. Wahnsinn, wo ist die Zeit hin? Mein allererster RUMS im Januar 2013 war ein Täschchen nach dem Schnitt von Gretelies, und ich war ganz schön angetrunken, als ich mit nähen fertig war – ich war nämlich gerade mal nicht schwanger, und hatte kein Stillkind, dafür aber Besuch. Grund genug für ein Glas Sekt, und das wiederum reichte, mich tüdelig zu machen.
Woran man sich so erinnern kann.

 
Die Anfangszeiten waren geprägt vom Run auf die vorderen Plätze, also war posten und verlinken direkt um Mitternacht gefragt. Jemals unter die ersten drei zu kommen, ist mir nie geglückt. Wir wohnen hier leitungstechnisch ohnehin in der Diaspora; wenn es regnet, ist das Netz auch mal ganz weg, und richtig schnell ist es nie. Macht das Netz, was es soll, so gab es in den ersten Jahren garantiert immer ein Kind, was Mittwochabend nicht schlafen mochte, oder um halb zwölf wieder wach war. Egal. Ich habe in den vergangenen mehr als fünf Jahren zwei Schwangerschaften und zwei Stillzeiten mit selbstgenähten Oberteilen ausgestattet. Ich habe mir mindestens acht Taschen genäht, ungezählte T-Shirts, Pullis, sogar ein paar Röcke und Kleider, und natürlich, 2017, meinen ersten Quilt. Und nun ist also Schluß mit RUMS, der DSGVO sei “Dank”.
Schade.

Die Blogsphäre verändert sich ziemlich mit der DSGVO, fürchte ich. Der Prozess, dass die Blogs immer weniger wichtig wurden als Mittel der Kommunikation untereinander, war durch Instagram und Facebook ja schon eine Weile im Gang, es wurde nicht mehr so viel gebloggt, nicht mehr so viel kommentiert, der Austausch verlagerte sich teilweise auf andere Kanäle (und wurde mir teilweise ein bißchen zu schnell, aber das hat jeder selber in der Hand, wie er mit welchem Kanal umgehen mag). Dennoch – die Nähbloggerszene war (oder ist, hoffentlich, oder wird es wieder) besonders. Also, meine Filterblase davon jedenfalls; “die” Nähbloggerszene als homogenes etwas gibt es ja eh nicht. Ich habe so viele Inspirationen gefunden, so viele besonderes Blogs entdeckt, so viele Menschen hinter den Blogs, die ich ohne dieses gemeinsame Hobby niemals getroffen hätte, auch nicht virtuell.

Viele derjenigen, die schon so lange und länger dabei sind als ich, nehmen zum 25.05. ihre Blogs vom Netz. Zu kompliziert, zu aufwändig, zuwenig Rechtssicherheit, keine Tools seitens der Plattform, auf der der Blog stattfindet – Gründe gab und gibt es genug, und ich verstehe jede, die jetzt nicht mehr mag. Ich habe auch keine Lust auf Anwaltsschreiben oder Abmahnungen, und ich weiß mit meiner Zeit auch deutlich nettere Dinge anzufangen, als mich in eine Materie einzulesen, für die die, die eigentlich gemeint sind, ganze Rechtsabteilungen zur Verfügung haben.

Aber aufs bloggen zu verzichten, ist für mich auch keine Option. Dieser Blog ist nicht nur mein “Nähtagebuch”, sondern auch mein Verbündeter, wenn die schwarze Dame sich an meinem Tisch niederlässt. Er ist mein Erinnermich an Trips nach Hamburg, an Urlaube mit lieben Freundinnen in Sankt Peter Ording, mein Fotoalbum, mein digitaler Begleiter durchs Familienleben. Seit mehr als sechs Jahren. Und ich brauche dieses Medium auch weiterhin, auch wenn es vielleicht keine Linkpartys mehr und noch weniger Kommentare als zuletzt geben wird. Also habe ich zuletzt sehr viel Zeit im Netz verbracht, und bin umgezogen. Hier sieht es noch ein bißchen rumpelig aus, das Layout ist noch nicht so richtig meines, die Bildbearbeitung kapiere ich auch noch nicht wirklich und an das Dashboard muß ich mich gewöhnen. Aber das wird gut, dessen bin ich sicher. Und deshalb passt es auch besonders gut, dass mein erster neuer Beitrag im neuen Zuhause ein RUMS ist.

Fau Vinni von schnittreif/Fritzi also, genäht in M, ohne Anpassungen. Sitzt ganz gut, finde ich. Der Stoff wird unter dem tragen hoffentlich noch ein bißchen weicher, ist aber schön luftig und damit perfekt für die bevorstehenden Sommertemperaturen. Stilecht mit schummerschummerfotos in der Wohnküche. Auf Wunsch einer ganz schön groß gewordenen Liese auch mit dem “Dabn, Mama. Oh nee, doch nicht, du bist voll peinlich.” Bitte gern, immer wieder.

Der letzte RUMS. Ich bin melancholisch, ich war noch nie gut darin, Lebensphasen loszulassen. Alles hat seine Zeit, ja. Meine Bloggerzeit ist jedenfalls noch nicht zu Ende, und ich hoffe, die von vielen, vielen anderen auch nicht. Habt es alle schön.

… every new beginning comes from some other beginning’s end.