Da bin ich wieder
… heute ist es ein Jahr her, dass ich im Ultraschall das Herz unseres dritten Kindes zum ersten Mal hab schlagen sehen und es war wie heute ein sonniger Tag. Das Glücksgefühl und die immense Dankbarkeit beim Anblick der Bohne sind mir bis heute sehr präsent. Das fand ich einen hübschen Anlass, den Blog aus dem Winterschlaf zu holen.
Hier bin ich also mal wieder. Der Lieserich ist inzwischen gute vier Monate bei uns, und er ist ein extrem entspanntes, freundliches, zufriedenes Baby. Er lacht oft und viel, trinkt gut, schläft gern, kullert schon fleissig über den Boden und ist einfach der tollste Lieserich der Welt. Sagen die Liesen, und finden wir natürlich sowieso. Weiterer Familienzuwachs daher ganz und gar nicht ausgeschlossen. Später.
Ansonsten war die Vorweihnachtszeit hier leider nicht besinnlich und kuschelig, sondern gefühlt einfach nur hektisch und anstrengend, was zuallerletzt etwas mit den Kindern zu tun hatte sondern vielmehr mit meinem Anspruch an mich selber und einem Gefühl von Getriebenheit und großer Anspannung. Das will ich so nicht mehr wieder haben, und so lautet mein guter Vorsatz für 2014, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Im virtuellen wie im echten Leben, wobei ersteres ja ohnehin eine Ebene von zweiterem ist, aber das führt jetzt zu weit.
***
Die Blogpause war aber nicht nur Ausdruck des sprichwörtlichen Bremseziehens und Innehaltens. Ich hatte Ende letzten Jahres einen Punkt erreicht, an dem ich lange nicht mehr gewesen bin. Depressionen, wiederkehrend, so sicher wie die Jahreszeiten, begleiten mich schon lange. Seit 2001 diagnostiziert, ein Teil meines Lebens dürften sie retrospektiv schon viel länger sein. Diese Episoden sind wie Überraschungstüten: ich weiß nie, was drin ist. Sprich, wie lange es diesmal dauert, ob es eher Melancholie oder mehr Antriebslosigkeit, Verzweiflung oder Resignation sein wird. Das macht den Umgang auch nach bald dreizehn Jahren nicht immer einfach und es kostet häufig immens Kraft, den Alltag aufrecht zu erhalten. Meine Familie hilft mir dabei sehr, weil sie jeden Tag Grund zum Aufstehen und Anlass für Hoffnung und Zuversicht ist, einerlei, wie tief das Tal ist, durch das ich gerade mal wieder wandere. Ab und zu ist es aber doch so, dass für absolut nichts anderes mehr Reserven bleiben, und diesen Punkt hatte ich im Dezember mal wieder erreicht.
Ich erwähne das deshalb, weil es mich nervt, dass diese Krankheit immernoch mit so vielen Tabus belegt wird, weil immernoch oft so getan wird, als seien Depressive irgendwie geisteskrank, gestört, nicht belastbar, seltsam, eine Zumutung. In den letzten zehn Jahren hat sich im öffentlichen Bewußtsein schon viel getan, für meinen Geschmack aber noch lange nicht genug. Seelisch nicht ganz gesund zu sein, scheint vielen immernoch so viel Angst zu machen, dass sie von “solchen Menschen” lieber vielviel Abstand halten. Depressionen sind aber nicht ansteckend, und es gibt sie in unendlich vielen Erscheinungsformen. Glaubt man diversen seriösen Veröffentlichungen, so sind sie inzwischen eine Volkskrankheit. “Wir” sind also viele, aber die meisten tun so, als hätten sie bestenfalls mal davon gehört, dass es das gibt, oder kennen jemanden, der das leider, leider schonmal hatte oder immer wieder mal hat.
Ich hab selber oft genug Angst, dass Menschen mich für unfähig halten, mein Leben, meinen Alltag, meine Familie zu organisieren, wenn sie davon hören.
BIN ICH NICHT. Und weil ich das weiß, habe ich die Nase voll davon, aus dieser Krankheit ein Geheimnis zu machen. Damit räume ich ihr einen Platz ein, den sie gar nicht verdient. Sie gehört zu mir, aber sie ist nicht der Mittelpunkt meines Daseins. Daher mein zweiter guter Vorsatz für 2014: wer was von mir denkt, ist mir wurscht. Die einen kennen mich, die anderen können mich.
Lasst es euch allen gut ergehen.
Ich genieße jetzt die Sonne und freu mich auf meinen ersten RUMS 2014.
Schätzelein richtig so! :-*!
Deine Vorsätze sind genau richtig….Du bist toll wie Du bist!
ich drücke Dich!
Und schön, dass es Euch gut geht!
Liebe Grüße Tina
Und die, die Dich kennen, haben Dich sehr lieb. ♥ Und die lassen sich von so einer blöden Depression im Übrigen auch nicht verscheuchen, egal in welcher Form sie grade des Weges kommt. Ich mag eh keine Überraschungen, wen wundert es da, dass ich keine Depressionen mag. *gg* Aber Dich mag ich, Deinen Blog, Deine Schreibe, Deine Freundschaft, Deine herrliche Art, mit Deinen Kindern umzugehen, Deine wunderbare Fähigkeit, auf der Leitung zu stehen (ich sag nur: Ösen *wegschmeiss*), Deine Sicht der Dinge, Dein Verständnis, was Du immer wieder für mich aufbringst, einfach DICH. Dein Geningel, das mich ab und an in den Wahnsinn treibt, mag ich vielleicht nicht so sehr, aber nun gut, irgendwas ist ja immer. *gacker*
Paula, Du bist die tollste Freundin der Welt! DU – nicht Deine Depression, Deine Haare, Deine Abneigung gegen festes Schuhwerk oder Dein extrem gut kochender aber sich extrem schlecht (UNBUNT) kleidernder Mann. Nur Du, egal, was sonst noch dazu gehört.
Und ja, heul ruhig, tu ich auch. So. Das musste mal gesagt werden. Ganz öffentlich, damit Du es immer wieder nachlesen kannst oder es Dir jemand vorlesen kann – sollte das mal nötig sein.
Deine Dich lebenslang nervende Freundin Sarah
Willkommen zurück! Toll, wie du über deine Krankheit schreibst. Ich denke, es gehören bei allen Menschen Höhen und Tiefen zum Leben. Aber nicht alle gehen gleich damit um, die einen stecken es weg, bei den andern erkrankt die Seele. Ich wünsche dir liebe Menschen indeiner Umgebung, die dich durch die dunkeln Zeiten begleiten und viele, viele sonnige Momente!
Herzlich Nicole
*drückDich
Ich finde es toll wie Du damit umgehst Hutab
schön das Du wieder da bist
*knutscha
scharly
Ich find's klasse, ehrlich und auch mutig, dass du so offen mit uns sprichst.
Du hast völlig recht, dass Depressionen allzuoft nicht als Krankheit wahrgenommen werden, weil man es nicht sehen, messen oder anfassen kann.
Wieviele Menschen hat diese Krankheit in die Isolation, völlige Vereinsamung und Schlimmeres getrieben, auch weil sie so tabuisiert wird.
Ich freue mich, dass deine Familie dir so eine Stütze ist und dass du tolle Freunde hast, die dich nicht "im tiefen Tal" alleine lassen, sondern dir zur Seite stehen.
Auf die Sonne (draußen wie im Herzen)!!!
Alles, alles Liebe
Sabine
P.S. Ich muss unbedingt noch erwähnen, dass ich den Lieserich-Fuß gerade fressen könnte… 🙂
Wieder daaaaa, wie schön!!
Ich freu mich über deinen tollen Post und über Muddis gänsehautmachenden Kommentar und überhaupt.
Drück dich fest und wünsch dir nur das Beste!
Doro
Ist das schön, dass du wieder da bist!!!
Und dass wir dich genauso mögen wie du bist, ob nun mit oder ohne Depression, das solltest du ja schon wissen. Also glaub ja nicht, dass ich dir wieder ein "DU KOMMST ABER MIT!"-Päckchen schicke. Für den Fall der Fälle hoffe ich, dass du inzwischen weißt, dass wir immer für dich da sind.
*kitschmoduson* In guten, wie in schlechten Zeiten! *kitschmodusoff*
Fühl dich geknuddelt und geknutscht!!
deine Susi
Heute ist wohl der Tag der schönen Blogposts <3. Wie freu ich mich, dass du wieder da bist, jetzt auch hier!
Sarah hat schon alles gesagt, was ich sonst auch gesagt hätte. Ich bin froh, dass ich dich hab. Nicht nur, aber auch, weil du wie kaum jemand anderes in Worte fassen kannst, was dich bewegt und in dir vorgeht. Wie gern würde ich die Worte viel öfter nicht nur lesen, sondern hören … Aber es ist gar nicht mehr lange hin. Ich hab heute einen Zahnarzttermin ausgemacht, nach dem sind es nur noch vier Wochen. Also ein Katzensprung, oder???
Ich hab dich lieb!
Luci
*Gänsehaut*
Dein Post ist klasse und der Kommentar von der Muddi … *heul* Wobei ich deinen Mann jetzt nicht als schlecht gekleidet – aber auf jeden Fall als gut kochend 😉 – empfunden habe *lach*
Ich drück dich feste … Ganz liebe Grüße, Claudia
Ich drücke Dich unbekannterweise an mein Herz, liebe Paula, und freue mich zu lesen. Von Dir, so wie Du bist.
Manche Leute sind nicht depressiv, aber Scheiße, das ist deutlich eher zu beanstanden. Dennoch: wahre Toleranz findet sich selten, man darf krank sein, aber bitte nicht anstrengend.
Bei guten Freunden ist alles egal. Die haben einen lieb, buckelich wie man ist. Hab ich grad schon gelesen (Muddi) und bin sehr berührt.
Nina
Ich bin ganz froh zu lesen, dass Du wieder da bist. Bin eine von Deinen sporadischen, aber treuen Leserinnen, habe Deine Schwangerschaft und die ersten Wochen danach so gerne mitverfolgt und mich immer wieder gefragt, woher Du die Kraft für so viel Leben und Arbeiten (und dann auch noch das Drüberschreiben!) nimmst.
Habe seit Dezember immer mal wieder hier vorbeigeschaut, in der Hoffnung, dass Du diesen Blog weiterführen kannst / willst.
Und bin jetzt schwer beeindruckt von Deinem Mut.
Hut ab, nicht nur dass Du Dich durch eine schwierige Phase gekämpft hast, Du schreibst auch noch darüber! Ich lerne gerade erst, meinem direkten Umfeld einen Einblick in meine Seele zu geben, Du wagst sogar den Schritt in die Öffentlichkeit. Du hast meinen uneingeschränkten Respekt.
Und ich freue mich sehr darauf, nun wieder von Deinen Projekten und Erfahrungen zu lesen!
Viele Grüße in die Hauptstadt
von einem Fan Deiner Näh- und Schreibkunst
Danke für deine Worte, Frau Sandfrau. Ich hab mich sehr darüber gefreut.
Hallo Paula,
bin durch deinen super lieben Kommentar zur meinem Mantel auf deinen Blog gestossen und bin sehr froh darüber, einen neuen Leser hast du auf jeden Fall. Ich finde es unglaublich mutig von dir so offen über Depressionen zu schreiben!
Ich wurde des öfteren im Leben von ganz großen Steinen überrollt und bin dadurch ein Mensch geworden der ab und zu den Blick nach vorne verliert und sehr schwarz sieht. Und ich weiß wie schwer es ist da wieder raus zu kommen und wie sehr die Familie hilft.
Aber es geht hier nicht um mich sondern um meinen Respekt für deinen Mut!
Weiter kämpfen!
Liebste Grüße, Lee