Da bin ich wieder

5. Februar 2014 13 Von Arlette
… heute ist es ein Jahr her, dass ich im Ultraschall das Herz unseres dritten Kindes zum ersten Mal hab schlagen sehen und es war wie heute ein sonniger Tag. Das Glücksgefühl und die immense Dankbarkeit beim Anblick der Bohne sind mir bis heute sehr präsent. Das fand ich einen hübschen Anlass, den Blog aus dem Winterschlaf zu holen.
Hier bin ich also mal wieder. Der Lieserich ist inzwischen gute vier Monate bei uns, und er ist ein extrem entspanntes, freundliches, zufriedenes Baby. Er lacht oft und viel, trinkt gut, schläft gern, kullert schon fleissig über den Boden und ist einfach der tollste Lieserich der Welt. Sagen die Liesen, und finden wir natürlich sowieso. Weiterer Familienzuwachs daher ganz und gar nicht ausgeschlossen. Später.
Ansonsten war die Vorweihnachtszeit hier leider nicht besinnlich und kuschelig, sondern gefühlt einfach nur hektisch und anstrengend, was zuallerletzt etwas mit den Kindern zu tun hatte sondern vielmehr mit meinem Anspruch an mich selber und einem Gefühl von Getriebenheit und großer Anspannung. Das will ich so nicht mehr wieder haben, und so lautet mein guter Vorsatz für 2014, aus dem Hamsterrad auszusteigen. Im virtuellen wie im echten Leben, wobei ersteres ja ohnehin eine Ebene von zweiterem ist, aber das führt jetzt zu weit.
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Die Blogpause war aber nicht nur Ausdruck des sprichwörtlichen Bremseziehens und Innehaltens. Ich hatte Ende letzten Jahres einen Punkt erreicht, an dem ich lange nicht mehr gewesen bin. Depressionen, wiederkehrend, so sicher wie die Jahreszeiten, begleiten mich schon lange. Seit 2001 diagnostiziert, ein Teil meines Lebens dürften sie retrospektiv schon viel länger sein. Diese Episoden sind wie Überraschungstüten: ich weiß nie, was drin ist. Sprich, wie lange es diesmal dauert, ob es eher Melancholie oder mehr Antriebslosigkeit, Verzweiflung oder Resignation sein wird. Das macht den Umgang auch nach bald dreizehn Jahren nicht immer einfach und es kostet häufig immens Kraft, den Alltag aufrecht zu erhalten. Meine Familie hilft mir dabei sehr, weil sie jeden Tag Grund zum Aufstehen und Anlass für Hoffnung und Zuversicht ist, einerlei, wie tief das Tal ist, durch das ich gerade mal wieder wandere. Ab und zu ist es aber doch so, dass für absolut nichts anderes mehr Reserven bleiben, und diesen Punkt hatte ich im Dezember mal wieder erreicht. 
Ich erwähne das deshalb, weil es mich nervt, dass diese Krankheit immernoch mit so vielen Tabus belegt wird, weil immernoch oft so getan wird, als seien Depressive irgendwie geisteskrank, gestört, nicht belastbar, seltsam, eine Zumutung. In den letzten zehn Jahren hat sich im öffentlichen Bewußtsein schon viel getan, für meinen Geschmack aber noch lange nicht genug. Seelisch nicht ganz gesund zu sein, scheint vielen immernoch so viel Angst zu machen, dass sie von “solchen Menschen” lieber vielviel Abstand halten. Depressionen sind aber nicht ansteckend, und es gibt sie in unendlich vielen Erscheinungsformen. Glaubt man diversen seriösen Veröffentlichungen, so sind sie inzwischen eine Volkskrankheit. “Wir” sind also viele, aber die meisten tun so, als hätten sie bestenfalls mal davon gehört, dass es das gibt, oder kennen jemanden, der das leider, leider schonmal hatte oder immer wieder mal hat.
Ich hab selber oft genug Angst, dass Menschen mich für unfähig halten, mein Leben, meinen Alltag, meine Familie zu organisieren, wenn sie davon hören.
BIN ICH NICHT. Und weil ich das weiß, habe ich die Nase voll davon, aus dieser Krankheit ein Geheimnis zu machen. Damit räume ich ihr einen Platz ein, den sie gar nicht verdient. Sie gehört zu mir, aber sie ist nicht der Mittelpunkt meines Daseins. Daher mein zweiter guter Vorsatz für 2014: wer was von mir denkt, ist mir wurscht. Die einen kennen mich, die anderen können mich. 
Lasst es euch allen gut ergehen.
Ich genieße jetzt die Sonne und freu mich auf meinen ersten RUMS 2014.